Neue Perspektiven einnehmen, mehr Teilhabe ermöglichen: Am 22. September heißt es zum 5. Mal Aktionstag Schichtwechsel. Dann tauschen Menschen mit Behinderungen für einen Tag ihren Arbeitsplatz mit Menschen ohne Behinderungen. Beschäftigte aus Werkstätten für behinderte Menschen erhalten so die Gelegenheit, in einem Unternehmen auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt zu arbeiten. Mitarbeitende aus diesem Unternehmen lernen im Gegenzug den Arbeitsalltag von Menschen mit Behinderungen in Werkstätten kennen. An diesem Aktionstag beteiligen sich in diesem Jahr so viele Werkstätten und Unternehmen wie noch nie zuvor, nämlich mehr als 70 Werkstätten aus 15 Bundesländern. „Der Schichtwechsel ist für die Teilnehmenden beider Seiten eine wertvolle Erfahrung“, stellt Martin Berg fest, Vorstandsvorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft Werkstätten für behinderte Menschen (BAG WfbM). „Er fördert Offenheit und ein besseres Verständnis für die jeweils andere Arbeitswelt und ermöglicht den Mitarbeitenden aus den Unternehmen Begegnungen mit Menschen mit Behinderungen, die in ihrem Arbeitsalltag bisher eher selten sind.“
Dass es Werkstätten für behinderte Menschen gibt, ist den meisten Menschen bewusst. Was dort aber tagtäglich geleistet wird, ist den wenigsten bekannt. „Das wollen wir mit dem Schichtwechsel ändern“, erklärt Martin Berg. Den Mitarbeitenden aus Unternehmen ermöglicht der Aktionstag Einblicke in die Vielfalt der Produkte und Dienstleistungen der Werkstätten und sie können selbst an den vielseitigen Arbeitsprozessen mitwirken. Die Beschäftigten der Werkstätten wiederum schnuppern beim Schichtwechsel in Berufsfelder des allgemeinen Arbeitsmarkts und lernen ein Unternehmen für einen Tag näher kennen. Über das verbindende Thema Arbeit schafft der Aktionstag Raum für neue Perspektiven und hilft, Vorurteile abzubauen
Bei der GPS Wilhelmshaven wird es einen Schichtwechsel zwischen dem Vorsitzenden des Werkstattrates und dem Ersten Stadtrat von Wilhelmshaven geben. Außerdem nehmen bei dem Arbeitsplatztausch in diesem Jahr zum Beispiel auch die Firma Coca-Cola Europacific Partner (CCEP) Deutschland GmbH und die Werkstatt der Barmherzige Brüder gemeinnützige Behindertenhilfe in Gremsdorf teil. Werkstätten für behinderte Menschen sind ein wichtiger Bestandteil des Systems der beruflichen Teilhabe in Deutschland. Sie ermöglichen Menschen, die wegen der Art oder Schwere ihrer Behinderungen nicht auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt tätig sein können, die Teilhabe am Arbeitsleben. „Welche Leistung Werkstätten für Menschen mit Behinderungen erbringen, können Arbeitnehmende aus Unternehmen beim Schichtwechsel persönlich erleben“, so Berg. „Und dass Werkstattbeschäftigte die Arbeit auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt kennenlernen, ist für uns genauso entscheidend: Die teilnehmenden Betriebe bekommen einen Eindruck davon, wie die Zusammenarbeit mit Menschen mit Behinderungen gestaltet werden kann. Im besten Fall stößt der Schichtwechsel Überlegungen an, eine Inklusionsabteilung zu etablieren oder Menschen mit Behinderungen einzustellen.“
Über die BAG WfbM In dem bundesweiten Verband BAG WfbM haben sich Träger von Eingliederungseinrichtungen, insbesondere von Werkstätten, Förderstätten und Inklusionsbetrieben zusammengeschlossen, die Menschen mit Behinderungen die Teilhabe an Arbeit und Gesellschaft ermöglichen. Die BAG WfbM dient ihren Mitgliedern als Beratung und Interessenvertretung in allen fachlichen und politischen Angelegenheiten. Sie wird von den Spitzen- und Fachverbänden der freien Wohlfahrtspflege sowie den Landesarbeitsgemeinschaften der Werkstätten für behinderte Menschen mitgetragen. Derzeit sind rund 320.000 Erwachsene mit Behinderungen in den Mitgliedswerkstätten der BAG WfbM beschäftigt, knapp 30.000 im Berufsbildungsbereich und fast 270.000 im sogenannten Arbeitsbereich. Etwa 20.000 sind so schwer behindert, dass sie einer besonderen Betreuung, Förderung und Pflege bedürfen
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