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Operieren am Bauch ganz ohne Narben


Universität Witten/Herdecke ernennt Dirk Bulian wegen seiner dauerhaften Leistungen in Lehre und Forschung zum außerplanmäßigen Professor.

Die Universität Witten/Herdecke (UW/H) hat PD Dr. Dirk Bulian wegen seiner dauerhaften Leistungen in Lehre und Forschung zum außerplanmäßigen Professor ernannt. Bulian ist Leiter des Bereichs „Minimal Invasive Chirurgie (MIC) und NOTES“ am Krankenhaus Merheim, Klinikum der Universität Witten/Herdecke. Sein Spezialgebiet sind Operationen an Bauchorganen, wie z. B. an Gallenblase, Magen und Darm – dank der NOTES-Technik ganz ohne Narben. Die Abkürzung steht für Natural Orifice Transluminal Endoscopic Surgery, übersetzt also Endoskopische Chirurgie über natürliche Körperöffnungen. Das Besondere dieses Verfahrens: Als Zugang zum erkrankten Organ werden natürliche Körperöffnungen wie Mund, Darmausgang oder Vagina gewählt. Während bei der offenen Operation deutliche Narben und bei der traditionellen Schlüsselloch-Technik kleinere Narben verbleiben - vor allem durch den notwendigen Bergeschnitt für die zu entfernenden Organe bzw. Organanteile Narben - gibt es bei NOTES keine entsprechende Verletzung der Bauchdecke.


Neue OP-Technik wissenschaftlich begleitet

Prof. Bulian war einer der ersten Operateure in Deutschland, die diese Technik beherrschten, und hat sie an den Kliniken der Stadt Köln im Jahr 2008 zum ersten Mal angewendet. Seither begleitet er diese Methode wissenschaftlich, hat darüber habilitiert und zahlreiche Veröffentlichungen dazu geschrieben. „Zu Beginn dieser neuen OP-Technik ging es darum, ob die Methode zu besseren Ergebnissen für die Patient:innen führt. Beispielsweise ein geringeres Risiko und weniger Schmerzen oder einfach mehr Lebensqualität. Später habe ich mich zum Beispiel damit beschäftigt, ob NOTES auch für Patient:innen mit starkem Übergewicht Vorteile bringt oder ob eine Schwangerschaft danach problemlos möglich ist“, listet Bulian einige Themen seiner Studien auf.


Bulian_Dirk FotoKliniken Panousi.

In Zusammenarbeit mit anderen Mediziner:innen und der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie (DGAV) hat er ab dem Jahr 2008 ein Register für diese Eingriffe etabliert und Daten hieraus analysiert: „Wir wollten die neue Operationstechnik kritisch begleiten und frühzeitig Komplikationen, wie sie bei der Einführung der laparoskopischen Chirurgie in den 1980er-Jahren mit zum Teil katastrophalen Folgen für die Patient:innen auftraten, erkennen“, erklärt er die Initiative. Mit dem gesammelten Datenmaterial konnte er in einer Studie 2016 (Bulian DR, Kaehler G, Magdeburg R, et al. Analysis of the First 217 Appendectomies of the German NOTES Registry. Ann Surg 2016.) nachweisen, dass bei einer sogenannten Bilddarmentfernung mit der NOTES-Technik ein sehr geringes Risiko besteht. Ebenfalls 2016 wurde er für eine von ihm in Köln durchgeführte, vergleichende Studie über die Gallenblasenentfernung in NOTES-Technik von der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (DGCH) mit dem Felicién-Steichen-Preis ausgezeichnet: Seine Studie hat gezeigt, dass eine Gallenblasenentfernung über natürliche Zugangswege genauso wenig Komplikationen zur Folge hatte wie eine traditionelle endoskopische Operation; die Patient:innen hatten jedoch deutlich weniger Schmerzen und fühlten sich nachweislich besser.



Aktuelle Studien zu Corona und Leistenbruch

Neben der Arbeit am Thema NOTES begleiten Prof. Bulian und sein Team viele Studien mit ihrer Erfahrung und ihren Patient:innendaten. Während der Corona-Pandemie war Köln eine von fast 1.700 Kliniken aus 116 Ländern, die sich der Initiative „Global Surg“ https://www.globalsurgeryunit.org/

angeschlossen hat. „Weltweit wurde festgestellt, dass auch bei kleineren, planbaren Operationen wie bei einem Leistenbruch nach Genesung von COVID-19 schlechtere Ergebnisse und sogar Todesfälle auftraten. Mit dem weltweiten Datenmaterial konnte eine neue Leitlinie entwickelt werden, die nun empfiehlt, dass erst sieben Wochen nach einer überstandenen Corona-Infektion wieder operiert werden sollte.“ Ganz aktuell ist Bulian an einem Register beteiligt, das sich mit der Versorgung des offenen Bauches nach schweren Verletzungen und komplizierten Entzündungen in der Bauchhöhle beschäftigt. In diesem Jahr hat das renommierte „British Journal of Surgery“ Ergebnisse hieraus veröffentlicht und mit einem Preis ausgezeichnet.

Engagement für das Studium der Humanmedizin in Witten

„Die Studierenden in Witten sind deutlich engagierter und selbständiger als ich sie an anderen Universitäten erlebt habe“, sagt Bulian über die UW/H. Und er muss es wissen: Vom Auswahlverfahren der Bewerber:innen über die Arbeit als Tutor im Witten-typischen „Problemorientierten Lernen“, die Lehre im klinischen Studienabschnitt bis hin zur Abschlussprüfung im letzten Staatsexamen begleitet er das Medizinstudium aktiv. „Ich finde insbesondere das Problemorientierte Lernen wichtig, weil die Studierenden da viel früher als sonst lernen, welche Entscheidungen und weitere Diagnosen im ärztlichen Berufsalltag zielführend sind. Und dass sie lernen, sich diese weitgehend selbstständig zu erarbeiten“, sagt er.




 

Kliniken Köln Sigrid Krebs


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