Im letzten Jahr sind im Regierungsbezirk Köln 82 Menschen in Verbindung mit dem Konsum illegalisierter Drogen verstorben. Das ist im Vergleich zum Vorjahr ein Zuwachs von 64 Prozent. Dazu zählen Menschen, die infolge einer Überdosis, langzeitigen Konsums, durch Selbsttötung aus Verzweiflung über ihre Lebensumstände, unter Einwirkung von Entzugserscheinungen oder durch einen Unfall unter Drogeneinfluss ums Leben gekommen sind. Die Opfer waren zwischen 18 und 68 Jahren alt.
Die Aidshilfe Köln macht im Rahmen des diesjährigen Drogentoten-Gedenktages am 21. Juli auf diese Situation mit einer Kunstinstallation aufmerksam: Vor dem Eingang zum Café Bach an der Haltestelle Heumarkt werden 82 Paar Schuhe sowie eine Infotafel platziert. Außerdem verteilen Berater:innen Blumen und stehen für Gespräche bereit.
„Durch die plastische Darstellung wollen wir den Vorbeigehenden zeigen, dass jedes Paar für eine Geschichte steht. Hinter jeder Geschichte stehen trauernde Familien und/ oder Freund:innen. Ein Teil dieser Todesfälle wären durch Unterstützungsangebote vermeidbar gewesen. Wir haben schon jetzt ein breites Spektrum an unterschiedlichen Angeboten und dennoch reichen die Plätze und Kapazitäten nicht immer aus. Dabei gilt auch für unsere Angebote: Nicht alles was wir anbieten wird refinanziert. Die Leidtragenden sind die Konsument:innen. Auch darauf möchten wir mit unserer Aktion hinweisen.“, sagt Marcus Lauterborn aus dem Team Konsum und Rausch der Aidshilfe Köln.
Die Aidshilfe Köln steht grundsätzlich für eine lebensstilakzeptierende Haltung. Wir unterstützen konsumierende Menschen bedarfsgerecht mit vielfältigen Angeboten. Zu unseren Angeboten gehören: Begleitung von substituierten Menschen, ambulant betreutes Wohnen, Therapievermittlung, Nachsorge, Chemsex Beratung, Beratung bei selbstbestimmten/kontrolliertem Substanzkonsum, Informationen zu Harm Reduction, Naloxon Training, Hepatitis Beratung/Testung.
Mit diesen Angeboten konnten wir 2021 trotz Pandemie 200 Menschen erreichen. Zudem konnten über den Spritzentausch 12.000 sterile Spritzen getauscht werden.
Im Vorfeld des Drogentoten-Gedenktages hatte die Aidshilfe um Schuhspenden gebeten, um die Installation umsetzen zu können. Sie soll eine Woche bis zum Welt-Hepatitis-Tag am 28. Juli stehen bleiben. „Sollten dann nicht mehr 82 Paar Schuhe da sein, ist das so gewollt. Wenn sich bedürftige Menschen Schuhe wegnehmen, die sie gebrauchen können, ist das in unserem Sinne. Ansonsten werden wir die restlichen Schuhe am Ende der Aktion spenden“, so Pressesprecher Erik Sauer.
Wir trauern um 34.000 Menschen, die an den Folgen des Substanzkonsums gestorben sind
Der Gedenktag für verstorbene Drogengebrauchende findet am 21. Juli zum 25. Mal statt. Seit 1998 sind 34.000 Menschen am Konsum illegalisierter Drogen verstorben. Der Gedenktag nutzt jedes Jahr die Chance, nicht nur auf das Schicksal der Konsumierenden, sondern auch der Angehörigen und Freund:innen aufmerksam zu machen. Jedes Jahr beteiligen sich über 400 Einrichtungen und Projekte in 90 Städten bundesweit an diesem Gedenktag.
Aidshilfe Köln e.V
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