Immer häufiger suchen Extremist*innen bei Online-Games Kontakt zu jungen Spieler*innen. Gezielt knüpfen sie an die Lebenswelt von Heranwachsenden an: Sie nutzen unterschwellige ideologische Bezüge, verkleiden ihren Aktivismus als spielerisches Erlebnis und hetzen in Gaming-Communitys. Darauf macht die Initiative „SCHAU HIN! Was Dein Kind mit Medien macht“ anlässlich des Safer Internet Days am 8. Februar aufmerksam.
SCHAU HIN!“ empfiehlt Eltern, sich die Games selbst anzuschauen, altersgerechte Inhalte auszuwählen und Sicherheitseinstellungen zu aktivieren. „Während die Diensteanbieter meist nur unzureichenden Schutz bieten, sind Eltern umso mehr gefragt, ihre Kinder gegen Propaganda in Games stark zu machen“, sagt Iren Schulz, Mediencoach bei SCHAU HIN!.
Auf Weltbilder in Games achten
Immer wieder verbreiten Extremist*innen eigens entwickelte Games, die ihre ideologische Weltsicht transportieren. Dies erfolgt nicht nur über Sprache, Texte oder Bilder, sondern auch durch Prozesse und Entscheidungen, die in dem Spiel getroffen werden müssen. So können Kinder und Jugendliche im Netz zum Beispiel auf Games stoßen, die Gewalt gegen Minderheiten rechtfertigen oder bestärken. Iren Schulz: „Eltern können Games zunächst selbst testen oder eine Runde mitspielen. Damit zeigen sie nicht nur Interesse, sondern schaffen auch gemeinsame Erlebnisse und bekommen zudem ein Gefühl für Spielfiguren und Spielziele“. Hilfreich ist auch, Kindern altersgerechte und pädagogisch geprüfte Inhalte anzubieten wie sie der Spieleratgeber NRW für digitale Spiele empfiehlt. Gerade bei jüngeren Kindern sind aber oftmals „analoge“ Spiele noch besser geeignet.
Häufig werden aber auch Elemente in bestehenden Videospielen verändert, die bereits bei vielen Kindern und Jugendlichen beliebt sind: Wo sogenannte „nutzer*innengenerierte Inhalte“ zu finden sind, werden häufig auch extremistische Inhalte eingespeist. In vielen Games können Elemente selbst gestaltet werden: der Profilname, die Ausstattung der Spielfiguren oder sogar ganze Online-Spielewelten. So werden verbotene Kennzeichen wie etwa verfassungswidrige Symbole oder menschenfeindliche Botschaften in den Games platziert. Nicht immer ist die extremistische Absicht auf den ersten Blick erkennbar, weil sich diese Szenarien für Kinder und Jugendliche scheinbar normal in ihre Spielewelten eingliedern und eine kritische Einschätzung schwerfällt. „Mit älteren Kindern besprechen Eltern am besten, dass sie in Online-Games auf extremistische Hetzbotschaften stoßen können“, rät Iren Schulz. Idealerweise bleiben Eltern Ansprechpartner*innen: Es ist sinnvoll, Kindern zu vermitteln, Inhalte und Aktivitäten in Games zu hinterfragen und sich an die Eltern zu wenden, wenn ihnen etwas komisch vorkommt.
Austausch beim Gaming: Mögliches Einfallstor für Propaganda Der intensive Austausch zwischen den Spieler*innen ist bei den meisten Online-Games ein wesentlicher Teil des Spiels. Die Möglichkeit dazu bieten sogenannte „In-Game-Chats“. Das macht für viele Heranwachsende zwar den Reiz am Spielen aus, kann aber auch Risiken bergen: In den Chats können verhetzende Nachrichten, Fake News und menschenverachtende Ideologien oft ungefiltert verbreitet werden. Melden und Blockieren
sind Möglichkeiten, geraten aber auch an ihre Grenzen. Gespräche können Kinder auf diese Erfahrungen vorbereiten, Eltern und Erziehende sind hier wichtige Vertrauenspersonen. Wichtig ist auch das konsequente Aktivieren von Sicherheits- und Privatsphäre-Einstellungen. Dazu zählen etwa Wortfilter. Empfehlenswert ist es, Spielrunden vor allem mit Bekannten zu absolvieren und nach Möglichkeit einen moderierten Chat zu wählen.
Safer Internet Day 2022 Unter dem Motto „Fit für die Demokratie, stark für die Gesellschaft" macht der internationale Safer Internet Day am 8. Februar dieses Jahr darauf aufmerksam, sich gemeinsam für einen demokratischen Netzalltag insbesondere für Kinder und Jugendliche einzusetzen. Damit diese sich in der medialen Flut an Informationen ihre Meinung bilden können, fördern Eltern am besten frühzeitig die Medienkompetenz ihrer Kinder.
© SCHAU HIN! Was Dein Kind mit Medien macht.
Patrizia Barth
Fotos Pixabay
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