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Autorenbildamaara® anna m.drack

Wenn Bürokratie Kunst behindert


Für die Ausstellung "Kunst trotz(t) Ausgrenzung" hatte Cornel Wachter nicht nur Orte in der Kölner Innenstadt im Kopf, sondern er konnte auch, auch einige feine Veranstaltungen initiieren.

So kommt auch Frank Schätzing mit seinem Vortrag "Was, wenn wir einfach die Welt retten?", am 17.Aug. 2022 um 19:30 Uhr in den VRINGSTREFF, Im Ferkulum 42, 50678 Köln.

Dort erzählt Thriller-Autor Frank Schätzing vom Klimawandel und wie wir diese größte existenzielle Herausforderung unserer Spezies meistern können, indem wir aus der Ohnmacht in die Zuversicht und aus der Angststarre ins Handeln finden. Wissenschaftlich fundiert, spannend und nie ohne Humor entwirft Schätzing Best Case und Worst Case Szenarien und öffnet den Blick auf das breite Panorama des Machbaren. Was müssen Politik und Wirtschaft tun, was kann jede und jeder Einzelne tun, damit wir der Klimafalle zu entkommen und alles gut, vielleicht sogar besser wird als jetzt? Wir stecken nicht im Ideenstau, nur im Umsetzungsstau. Wir können es schaffen, mit Wissen, Tatkraft, positivem Denken und ein bisschen persönlichem Heldenmut, wie man ihn im Thriller braucht.



Angeregt durch Schätzings Thema kamen Cornel Wachter andere Kunstobjekte in den Sinn zb . ein Wasserlauf durch die Allee am Sachsenring zwischen Ärztehochhaus und Ulrepforte.

Der Festredner des letzten Kölschkonvents vor dem ersten Lockdown, Karsten Schwanke hatte es damals in seinem Festvortrag erwähnt, dass man sich der, Erwärmung auch mit dem Städtebau entgegenstellenmuss, was bedeutet das kühlende Wasser muss in die Stadt zurück kommen. Dies in Form von Brunnenanlagen, Wasserläufen, Becken.

Gehtmal in Residenz-Kino an Abenden wie dieser Tage und spürt den wunderbar kühlenden Effekt des Wasserlaufs, den , der Steinmetz Dunkel seinerzeit im Stil der Jahrhundertwende in Marmor eingefasst hat. Ähnliches wünschte er sich für die Allee.

Ein weiteres Kunstobjekt sollte an der Rodenkirchener Brücke auf das Problem aufmerksam machen Cornel wollte dort . eine Station seines weltweiten Kunstprojekts

"Have a nice Round" errichten

Es sollten einige Logos des Kunstprojekts auf Netzvinyl gedruckt an die Einrüstung hängen lasse. Englisch, Deutsch, Niederländisch und Polnisch


Leider war hier die Bürokratie im Weh

*An Brückenbauwerken der Bundesautobahnen gilt ein grundsätzliches Werbeverbot. Eine solche Aufstellung ist mit den Belangen der Sicherheit und Leichtigkeit des Verkehrs und dem Schutzbedürfnis des fließenden Verkehrs nicht vereinbar. Sowohl die Bundesautobahnen als auch die Bundesstraßen können mit hohen Geschwindigkeiten befahren werden, so dass jede Ablenkung der Aufmerksamkeit, welche der Zweck einer Werbung bzw. eines Kunstobjektes ist, in eine unmittelbare Gefährdung des Straßenverkehrs und der Verkehrsteilnehmer*innen münden kann. *

Bürokratie gegen Kunst

Prof. Dr. Dieter Ronte, ehm. Direktor des Bonner Kunstmuseums zu dem Kunstprojekt:


"Ein Kunstlogo, erobert die Welt, die bekanntlich rund sein soll: „Have a nice round“ von Cornel Wachter, dem Kunstpreisträger der Stadt Köln. Es ersetzt die Logos von Burgern, Getränken, Autos, Sportartikeln oder auch die eines Golfclubs. Dort wurde es zum ersten Mal gesehen, auf dem „Golf- und Landclub Köln von 1906“ in Refrath. Von dort aus eroberte das Logo die Welt, kombiniert mit der Kontinentensammlung aus dem UNO-Symbol, dieses jedoch einmal um ihre Achse gedreht.

Cornel Wachter dreht oft um, wenn er aufdreht. Der Betrachter glaubt also die Welt wiederzuerkennen. Er braucht jedoch einen zweiten Blick um zu verstehen. Die Welt ist auch anders, er muss genauer hinsehen. Hier setzt Wachter an. Es geht um das genaue Hinsehen, den zweiten Blick, die Analyse, die Reflexion.


Dazu gibt es den Satz kreisförmig um das Welten-Rund gesetzt „Bitte verlassen Sie den Platz so, wie Sie ihn selber gerne vorfinden möchten“. Wachters Auslegung des kategorischen Imperativs nach Immanuel Kant sucht die positive Kraft, die Garantie des Erhalts von Leben. Er sieht den Zusammenhang von Umwelt und Kultur für die nachfolgenden Generationen. „Have a nice round“ ist sportlich, praktisch, zum Beispiel wenn das Logo mit seinem Zusatz auf dem Klo hängt. Der Nachnutzer wird es ihnen danken; in der Politik, wenn die Diskussionen sich versachlichen; auf dem Autobahnrasthof bei Dresden; in Konzertsälen, Kunstmuseen und Schulen, vor einem alten Panorama, bei Paddy von der Kelly Family oder auf der Fassade des Hotels Elephant in Weimar, bei der Regenwaldaufforstung, einem Kindergeburtstag in San Fransisco usw.

Sportler nutzen dieses Logo gerne, die bei den Paralympics ebenso wie bei den Olympischen Spielen in Athen war es zu sehen: „Have a nice round-Logo“ im olympischen Dorf, auf der Brust und dem Rücken des Sportlers. Mit Fußballern jagt es über den Platz, versucht das Tor zu finden. „Have a nice round“ kommt aus Köln, ist international. „Have a nice round“ ist die Erfindung eines Künstlers, vielleicht deshalb ist sie so praktikabel. „Have a nice round“ ist Aufforderung und auch Traum. „Have a nice round“ schildert die Realität, weil es die Utopie liebt. „Have a nice round“ sucht die Aufforderung im Spaß. Doch die Arbeit des Künstlers geht weit über den so genannten Spaßfaktor hinaus, aber er schließt diesen auch nicht aus.

Cornel Wachter hat ein künstlerisches Denken entwickelt, das er gerne selbst mit Dada, also mit dem des Rheinländers Max Ernst vergleicht. Das Denken mit herkömmlichen Mitteln ist überholt. Diese müssen so durcheinander geschüttelt werden, dass sie einen neuen Sinn bekommen. Diesen Sinn können sie aber nur erhalten, wenn ein Künstler diese neue Mixtur ansetzt.

Es gibt wenige Künstler, die bereit sind, ein und dasselbe Kunstwerk auf unterschiedliche Art und Weise funktionalisieren zu lassen. Die Kunst von Cornel Wachter ist nicht auf sich selbst bezogen, selbstreferenziell heißt der schöne Fachausdruck, sondern bezieht immer auch den Betrachter mit ein. Er sieht sich nicht als der elitäre, realitätsfremde Künstler. Er versteht sich als ein Akteur auf der künstlerisch-politischen, sozialen Bühne.

Cornel Wachter steht nicht alleine da. Es gibt seit etwa fünf bis zehn Jahren einen weltweiten Trend, der den isolierten, autarken, autonomen Künstler in eine Arbeitsrichtung drängt, die wir gerne mit dem Begriff der Dienstleistung, also des dritten Sektors bezeichnen. Es wird kein unmittelbares Produkt hergestellt, aber der Konsument kann von dem Produkt des Dienstleisters seine eigene Beweglichkeit, seine eigenen wirtschaftlichen und sozialen Strukturen usw. besser erkennen, um sie neu zu nutzen.

Fruchtbarer Dialog

Weltweit entstehen heute Kunstwerke, die man eigentlich nicht kaufen kann. Ihr Marktwert ist schwer zu eruieren, weil sie nur in einer Funktion verstanden werden können. Auch „Have a nice round“ trägt diesen Charakter des sich merkantilen Verbergens in sich, geht aber doch weiter. Jeder, der so ein Logo erwirbt und dieses zu Hause anbringt, indem er es aufklebt oder rahmt, kann jeden Tag diesen Dialog mit sich und dem „Have a nice round“-Logo fruchtbar verbringen. Mit Cornel Wachter wird die Welt zwar schwieriger, aber auch verständlicher. Er meint es sehr ehrlich. Vorsicht, keine Falle!"


 

Cornel Wachter - Anna M Drack

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