Mit rund 11.000 Tieren aus über 850 Arten ist der Kölner Zoo einer der vielfältigsten in Europa. Auch in anderer Hinsicht ist er facettenreich. Auf 20 Hektar Parkfläche bietet der drittälteste Zoo Deutschlands Gebäude aus zahlreichen Architekturepochen. Viele Häuser stehen unter Denkmalschutz. Der alte Baubestand macht neben den vielen attraktiven Neubauten den besonderen Charmes des Kölner Zoos aus.
Hinter dem Eingang, dem Rundweg folgend, wartet auf Besucher mit der „Villa Bodinus“ und dem „Arnulf-und-Elizabeth-Reichert-Haus“ gleich ein ganz besonderes Ensemble. Die Villa, benannt nach Gründungsdirektor Heinrich Bodinus, wurde erst jüngst für rd. 3 Mio. Euro mit großem Aufwand kernsaniert und neu eröffnet. Die Stadt Köln stellte sicher, dass die hohen Auflagen an den Denkmalschutz dieses architektonischen Schmuckstücks eingehalten werden konnten. Das klassizistische Gebäude von 1863 ist das älteste erhaltene Wohnhaus in Riehl. Früher Heimat der Zoodirektoren, ist es heute eine moderne Tagungs- und Eventlocation – buchbar über die Zoo-Gastronomie.
Wer in der „Villa Bodinus“ feiern will, tut dies in bester Gesellschaft. Nämlich einerseits in Nachbarschaft der nebenan lebenden Kubaflamingos. Und andererseits der direkt angrenzenden Bewohner des „Arnulf-und-Elizabeth-Reichert-Hauses“. Das Gebäude wurde1899 als Vogelhaus erbaut und diente nach Zerstörung im 2. Weltkrieg später als Heimat für Primaten. Das markante Gebäude ist in seinen Formen einer russisch-orthodoxen Kirche nachempfunden. Der in Gelb und Weiß gehaltene Bau besteht aus einem Mittelschiff mit Apsis, zwei Seitenschiffen und vier flankierenden Ecktürmen auf quadratischen Grundrissen. 2021 wurde er nach anderthalbjähriger, denkmalgerechter Kernsanierung feierlich wiederöffnet. Mit seinen frei sich bewegenden Faultieren, Vögeln und Primaten aus Mittel- und Südaamerika ist das Gebäude direkt einer der Publikumsmagneten auf dem Zoogelände geworden.
Ebenfalls aus der Gründungszeit stammt das ehemalige Antilopen- und Giraffenhaus in der Mitte des Zoos. Generationen von Kölnern war es jahrzehntelang als Elefantenhaus bekannt. Der einstöckige Bau aus dem Jahr 1863 zeigt mit der Abfolge der Tore mit ihren Hufeisenbögen oder den Pflanzendekors auf den Kapitellen der Pilaster Anklänge an maurische Architektur, die damals modern war.
Folgen Besucher dem Rundgang weiter, gelangen sie zum Pavianfelsen. Er stammt von 1914 und war Teil eines nach den Prinzipen von Carl Hagenbeck geplanten Bereichs für unterschiedliche Arten, in dem sich Tiere frei bewegen konnten und nur durch Wasser und Gräben von den Gästen getrennt waren. Bestand hat bis heute der ca. 10 Meter hohe Pavianfelsen, den rd. 1.000 qm Weiherfläche umgeben. Unsichtbar angebrachte Öffnungen führen ins Innere, in das die Tiere sich zurückziehen können. Tierpfleger erreichen die Innenbereich übrigens durch einen unterirdischen Gang, der unter dem Wasser durchführt.
Auch auf der zur Stammheimer Straße hin liegenden Zooseite gibt es reizvolle Gebäude, die älter sind als man denkt. Die Rinderhäuser im Schweizer Blockhausstil stammen von 1884. Charakteristisch sind die profilierten Balkenköpfe unter weit vorgezogenen Dächern. Derzeit werden die Anlagen rund um die traditionsreichen Blockhäuser zur neuen Heimat für Spitzmaulnashörner umgebaut. Eröffnung ist in diesem Sommer.
Wenige Meter weiter steht das Giraffenhaus exemplarisch für den Wiederaufbau des Zoos nach dem Zweiten Weltkrieg. Das asymmetrische Satteldach und die abgeschrägten Betonstützen entsprechen ebenso dem damaligen Zeitgeschmack wie die mit Gelbklinker verblendete Seitenfront und den sichtbaren roten Backsteinflächen. Der Zoo wird bald mit der Modernisierung dieses Hauses und der Vergrößerung der Giraffenanlage starten.
Die Zooverantwortlichen haben immer wieder die Aufgabe, die zur DNA des Kölner Zoos gehörende alte Bausubstanz mit optimaler Tierhaltung nach neuestem Stand der Wissenschaft und aktuellen Gästeansprüchen in Einklang zu bringen. Das ist aufwendig und kostet viel Geld. Denn für denkmalgerechte Sanierungen oder Erweiterungen bestehender Zoobauten gibt es keine Bauteile „von der Stange“. Alles muss sorgfältig durchdacht werden. Ziel ist immer, den Besuchern spannend-neue Einblicke auf die Tiere zu geben und moderne Edukationselemente einzubauen, die die Menschen für Tiere und deren Schutz begeistert. Gleichzeitig gilt, den Beschäftigten optimale Arbeitsbedingungen für ein bestmögliches Tiermanagement zu bieten. Mit dem Publikumsmagneten „Arnulf-und-Elizabeth-Reichert-Haus“ und der „Villa Bodinus“ als stark genutztem Anlaufpunkt für Menschen, die im Zoo tagen und feiern wollen, ist dies zuletzt einmal mehr gelungen.
Christoph Schütt
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