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„Anno 1823 –mer jubiliere“



© Marcel Fromme

Seit dem späten Mittelalter gibt es die Helligen Knäächte und Mägde und seit dem ersten Kölner Rosenmontagszug ist die Tanzgruppe in ihren historischen Trachten in rot-schwarz-weiß bei jedem „Zoch“ mit dabei.

Als Jubiläumsgesellschaft feierten die „Hellige“ am Sonntag ihren Auftakt in die Jubiläumssession im Theater Volksbühne am Rudolfplatz mit einem ganz besonderen Programm. Es ging auf eine Zeitreise mit Tanz und Spiel durch die vergangenen zwei Jahrhunderte. Der erste Tanz des Historienensembles galt dem Titel „Alaaf de kölsche Kirmesse“ von Matthias Joseph de Noël aus dem Jahr 1804. Es gilt als das älteste bekannte Kölner Karnevalslied; de Noël war Gründungsmitglied des Festordnenden Comitée von 1823. Thomas Andersson, 1. Vorsitzender der Helligen Knächte und Mägde, begrüßte die Gäste in der gut besetzten Volksbühne vor allem zu einer „sorgenfreien Zeitreise“. Es folgte munterer Tanz und Spiel der „Hellige“ zur Musik des Kohberg Orchesters unter der Leitung von Olav Calbow. Martin Koch, Tenor und Ensemblemitglied der Oper Köln, rundete das musikalische Programm stimmungsvoll ab.


© Marcel Fromme

Bei der Begrüßung der „1. Bürgerin der Stadt“, Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker, betonte Thomas Andersson schmunzelnd, dass sie in der Jubiläumssession auch „First hellige Magd“ sei. Henriette Reker wird an Weiberfastnacht die historische Tracht der Hellige Knäächte un Mägde tragen und freut sich sehr, „dass ich in diesem Jahr kein Soldat bin, sondern diese edle historische Tracht tragen werde!“. In ihrer Ansprache machte die Oberbürgermeisterin deutlich, wie wertvoll das ehrenamtliche Engagement der Hellige ist, immer wieder Kinder und Jugendliche an die Traditionen des Kölner Brauchtums heranzuführen. Die Farben der historischen Tracht in Rot, Weiß und Schwarz stehen für „Hätz, Fridde un Eleganz“, wie Reker betonte.

Nach weiteren wunderbaren Tanzeinlagen der Traditionstanzgruppe und der Jugendgruppe zu flotten Melodien der 1920er Jahren bis zu Brings und Bläck Fööss dankte das Publikum den Tänzerinnen und Tänzern mit stehenden Ovationen.


© Marcel Fromme

„Karnevalspsychologe und Brauchtumsexperte“ Wolfgang Oelsner macht in seinem Festvortrag deutlich, dass „jecke Brauchkultur ein Geschenk ist!“ Die Brauchkultur des Kölner Karnevals wird durch die Helligen Knäächte und Mägde seit Jahrhunderten gepflegt. „Bräuche sind etwas anderes als Events. Natürlich gehören auch Events zum Brauchgeschehen - aber sie definieren es nicht. Bräuche bedeuten Kontinuität, es gibt ein Vorher und ein Nachher. Vor allem sind die Brauchausübenden Liebhaber einer Idee (französisch: „Amateure“). Der bleiben sie über Lebensphasen hinweg verbunden, fühlen sich in ihr beheimatet. Im Kontrast dazu - und das meine ich nicht abschätzig, nicht wertend – ist ein Event eine „Eintagsfliege. Diese Brauchstruktur über zwei Jahrhundert mit all ihren Wirbelstürmen, ov krüzz oder quer, zu halten, zu pflegen, weiterzuentwickeln, ist eine großartige Leistung. Herzlichen Dank allen, die dies vor uns taten. Herzlichen Glückwunsch Ihnen, die Sie dies weiterführen! Bitte – maht wigger su!“, so Wolfgang Oelsner.


© Marcel Fromme

Munter ging es weiter mit dem Besuch des „Traditionskorps“ des Dellbröcker Buure Schnäuzer Balletts. Es folgte die Premiere des „Hellige Jubiläumstanzes“, der wieder mit stehenden Ovationen des Publikums belohnt wurde. Anschließend gab es sogar eine „Welturaufführung“ in der Volksbühne: Ein wochenlang geprobter gemeinsamer Tanz der "Hellige" und der Kölsche Funke rut-wiess zum "Ostermann Potpourri" – und weil es so schön war und der Jubel nicht aufhörte, wurde der gemeinsam Tanz gleich nochmals aufgeführt.

Gegen 18 Uhr endete der wunderbar begeisternde Nachmittag. Die Gäste erhielten zur Erinnerung köstliche Schokoladentaler mit einem aufgedruckten historischen Relief der Hellige und fröhliche Luftballons für den Nachhauseweg.



 

Sigrid Krebs

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