Den Tierpflegern und Biologen des Kölner Zoos ist die Nachzucht von Mitchells Waranen (Varanus mitchelli) geglückt. Sie zählen zu den bedrohtesten und seltensten Waranarten der Erde. Der Zoo freut sich daher sehr über diesen Erfolg. Die einzelnen Jungtiere schlüpften nach und nach und über mehrere Monate. Aus einem der letzten Eier bohrten sich zur Freude der Tierpfleger und Biologen gleich zwei Mini-Warane – es entpuppte sich also als richtiges Überraschungsei.
Zwillingsgeburten sind bei Reptilien eine echte Rarität. Bei Waranen ist dies insgesamt erst für acht Arten festgehalten. Der Kölner Zwillingsschlupf ist der weltweit erste dokumentierte bei Mitchells Waranen.
Die Art lebt im Norden Australiens, wo sich leider auch die invasive Agakröte breit gemacht hat. Die Warane fressen die aus Südamerika eingeschleppten Kröten und sterben dann an deren Gift. Dies hat für einen Bestandsrückgang um mehr als 80 Prozent – regional sogar von bis zu 97 Prozent – gesorgt. Es ist ein weiterer Fall, der zeigt, welch schädliche Auswirkungen das Eingreifen des Menschen in natürliche Systeme haben kann. Mitchells Warane gehören heute zu den am stärksten bedrohten Waran-Arten überhaupt.
Gleich doppelt sinnvoll: Aus Amtshilfe wird Artenschutz
Der Kölner Zoo half im Mai 2021 den Behörden, in Deutschland beschlagnahmte Mitchells Warane aufzunehmen. Nachfolgend kam es im Kölner Zoo im Januar und März 2022 zu Paarungen und Eiablagen. Der Schlupf erfolgte nach viereinhalb bis sechs Monaten. Beim Schlupf sind Jungtiere rund 17 Zentimeter groß und wiegen gerade einmal 4 Gramm. Insgesamt kamen bisher 18 Nachzuchten aus zwei Gelegen zur Welt, ein weiteres Ei wird derzeit noch im Inkubator bebrütet.
Eines der Jungen – geschlüpft im Juli 2022 – zeigt der Kölner Zoo derzeit in seiner Nachzuchtabteilung im Terrarium. Die anderen Jungtiere, die zurzeit hinter den Kulissen des Aquariums aufgezogen werden, vermittelt der Zoo nach und nach an andere Zoos. Ziel ist es, ein Erhaltungszuchtnetzwerk für diese vom Aussterben bedrohte Art aufzubauen. Aus diesem Grund wurden acht der Kölner Jungtiere bereits an andere Zoos in Europa abgegeben. „Dieser Beschlagnahmungsfall konnte glücklicherweise in etwas Positives umgewandelt werden. Nämlich in ein Arterhaltungszuchtprogramm. Das zeigt, wie wichtig moderne Zooarbeit für den Artenschutz ist“, so Prof. Theo B. Pagel, Direktor des Kölner Zoos. Prof. Dr. Thomas Ziegler, Leiter der Aquarien- und Terrarienabteilung im Kölner Zoo: „Stellen Zoos als ,Artenschutz-Zoos‘ ihren Platz und ihre Expertise für vom Aussterben bedrohte Arten zur Verfügung, können Nachzuchten aus dem Erhaltungszuchtnetzwerk später wieder in die Natur rückgeführt und damit dort erhalten werden. Das macht nachhaltig Sinn.“
Artenschatz-Schützer
Aus der Terrarien-Abteilung des Kölner Zoos, die einen Schwerpunkt auf die Haltung und Vermehrung bedrohter Arten legt, sind schon verschiedene gefährdete Amphibien- und Reptilienarten wieder in ihre Ursprungsländer zurückgeschickt worden, darunter Kölner Nachzuchten des Vietnam-Krokodilmolches oder des Philippinen-Krokodils.
. Christoph Schütt
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